Personalmangel in Kitas – Wege aus der Krise

< Zurück

Wenn Kitas aus Personalmangel schließen müssen, ist das kein Spaß für Eltern. Debattiert wird über das Thema schon lange, in den vergangenen Wochen hat die Diskussion aber noch einmal richtig Fahrt aufgenommen. Vor allem in Bad Oldesloe, wo Bürgermeister Jörg Lembke eine städtische Verantwortung glattweg abstritt. Er sieht das Land in der Pflicht, denn Kiel habe dieses Problem überhaupt erst geschaffen, indem der Betreuungsschlüssel auf zwei Erzieherinnen pro Gruppe erhöht und die Gruppengroße gleichzeitig auf 20 Kinder gesenkt wurde.

Der Ansatz vom Bürgermeister ist aus unsere Sicht vollkommen falsch. Wenn man von einer Kita mehr verlangt als reine Aufbewahrung, reichen 1,5 Kräfte für 25 Kindern nicht aus. Und der Ansatz ist kurzsichtig, weil die Kinder mehr Bildung und Betreuung verdienen und weil der Erzieher-Beruf attraktiv bleiben muss. Wer möchte schon in einer Branche arbeiten, in der sich die Beschäftigten ständig überfordert fühlen?

Eine Möglichkeit, den Beruf mehr jungen Leuten schmackhaft zu machen, ist die praxisorientierte Ausbildung, kurz PiA. Bislang ist Kita-Erziehung eine schulische Ausbildung, die nicht vergütet wird. Bei PiA gibt es Geld - und wöchentliche Praxistage. Genutzt wurde PiA bisher aber kaum, weil die Kita-Träger die Ausgaben scheuten.

Das soll nun anders werden. Der Kreistag will Ende März einer Förderung von monatlich bis zu 600 Euro je Platz über die nächsten Jahre zustimmen. Zum Glück sehen auch Bad Oldesloes Politiker die Situation anders als ihr Bürgermeister. Auch wenn die Stadtverordnetenversammlung nicht dem gemeinsamen Antrag von FDP, FBO, Grünen, Linken, Stadtfraktion und einem Einzelvertreter gefolgt ist, die Förderung für mehrere Jahre festzuschreiben, ist immerhin der Einstieg für dieses Jahr gelungen.

Nun ist zu hoffen, dass sich genügend junge Menschen für PiA entschieden. Die Berufsschule in Bad Oldesloe könnte bis zu 60 Plätze dafür zur Verfügung stellen. Das wäre mit bis zu 500.000 Euro im Jahr allein für den Kreis keine billige Angelegenheit, aber auf jeden Fall günstiger als geschlossene Kitas und ständige Notbetreuung.

Natürlich sind ein Kreis und eine Stadt, die neue Baugebiete ausweisen und Familien anlocken, in der Mit-Verantwortung für eine funktionierende Kinderbetreuung. Recht hat Bad Oldesloes Bürgermeister deshalb nur mit seinem Hinweis auf das Land. Für die Reform der Erzieher-Ausbildung ist die grüne Sozialministerin zuständig, und dort muss man endlich dafür sorgen, dass sich auch umsetzen lässt, was in Gesetzesform gegossen wird.

 

Thomas Bellizzi
FDP-Stormarn